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Jet-Einstieg einmal anders.
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Jet-Einstieg einmal anders.
21.08.2006 von Stefan Kranz
Aller Anfang
Im Laufe meiner Modellflugkarriere hatte ich schon einige Flugmodelle erfolgreich in den Himmel und meistens in einem Stück wieder zurück auf die Rasenpiste gebracht. Dabei wurden viele Facetten des Modellflugs ausprobiert. Von einer großen gutmütigen Piper, bis hin zum knapp 300 km/h schnellen Speedmodell mit hochdrehendem Rossi Motor war vieles, was Flügel hat in den letzten sechs Jahren seit meinem Beginn mit dem Flugmodellsport vertreten. Einen Bereich im Flugmodellbau hatte ich jedoch aus finanziellen Gründen und aus Respekt vor den technischen Herausforderungen stets ausgeschlossen - den Jetflug mit Modellturbine. Nach dem Besuch des letzten Jetmeetings in Ahlhorn war für mich klar, so etwas muss ich auch haben und vor allem fliegen.
Welches Modell?
Viele Fragen schossen mir durch den Kopf: Was muss ich investieren? Was muss ich beim Jetflug beachten? Welches Modell ist für den Anfang besonders gut geeignet? Das Modell sollte eine geringe Flächenbelastung haben, nicht zu schnell und vor allem finanzierbar sein.
Da, mal abgesehen von aufwändigen Scale-Modellen, der größte Kostenanteil am Jet-Modell die Turbine selbst ist und die kleineren Turbinen der fünf Kilo-Klasse allmählich bezahlbar wurden, relativierte sich also der Preis des gesamten Unterfangens und das eigene Jet-Modell rückte in greifbare Nähe. Je kleiner und leichter die Turbine umso leichter, kleiner und preiswerter kann auch das Modell sein. die Anforderungen an Servos und sonstiges Material werden mit sinkendem Gewicht geringer.
Die Turbine
Bei Martin Lambert hatte ich mir einen Bausatz der Nanojet T51 V2 bestellt. Diese Turbine sollte bei ca. 700 g Eigenmasse mehr als 60 N Schub erzeugen. Nach einiger Zeit trudelten die Einzelteile bei mir ein. Der Zusammenbau war dank Martins Hilfe schnell erledigt, wobei von bauen eigentlich keine Rede sein konnte. Danach wurde die Turbine zum Wuchten eingeschickt. Wenige Tage später befand sich die fertig gewuchtete Turbine nun in meinem Besitz und wartete auf den Einbau in einem angemessenen Fluggerät. Zuerst einmal wollte ich mich aber mit dem Handling der für mich neuen Technik vertraut machen. Deshalb hatte ich die Nanojet zunächst auf einen Prüfstand aufgebaut. Nachdem ich am Vorabend das Handbuch der Projet ECU zweimal durchgelesen hatte, traf ich am folgenden Samstagmorgen die Startvorbereitungen und eröffnete damit meine ganz persönliche Turbinensaison: Feuerlöscher bereitstellen, ECU auf den Sender kalibrieren, Pumpenanlaufspannung programmieren, Kerosinventil öffnen, den Startvorgang mittels Sender einleiten, Gasventil aufdrehen und nach Zündung und Beschleunigung wieder zudrehen. Die Turbine lief im erhöhten Leerlauf vor sich hin. Jetzt musste ich erst einmal eine Verschnaufpause bei leicht erhöhtem Pulsschlag machen. Beeindruckt von Geräusch und Kerosingeruch machte sich jetzt ein breites Grinsen bei mir bemerkbar. Kurz darauf wurde meine Freude gedämpft, da meine Frau um die Ecke kam und sich über den Lärm beschwerte und auf sofortiges Abstellen dieser Lärmkulisse drängte. Unendliche eineinhalb Stunden später und ziemlich genau 30 Sekunden nachdem meine Regierung das Haus zum Wochenendeinkauf verlassen hatte, lief die Turbine wieder. Dieses Mal um einen Kalibrierlauf zu machen. Als die Turbine langsam hochdrehte und immer lauter wurde bekam ich einen enormen Respekt vor den schnell rotierenden Bauteilen und nahm von meinem natürlichen Schutzinstinkt getrieben einige Meter Abstand zu meinem fröhlich fauchenden Treibling. Das ganze fand ich so toll, das erst einmal Drei bis Vier Liter Kerosin nur zu meiner weiteren Gefühlsbefriedigung durch den quirligen Triebling fließen sollten. Nachdem ich dann wieder auf dem Boden der Tatsachen angekommen war, erinnerte ich mich wieder daran, dass mir noch der geeignete Trainer fehlte um die Turbine zumindest annähernd artgerecht zu Betreiben.
Der Flieger
Die Modellfrage war noch nicht abschließend geklärt. Auch für kleinere Turbinen sind verschiedene Trainer am Markt erhältlich. Diese Trainer zogen mich meist optisch nicht so sehr an und erinnerten mich teilweise mit ihrem doppelten Tailboom mehr an eine Schubkarre als an ein Flugzeug. Auch die teilweise sehr gut gemachten Modelle für 90 mm Impeller sprachen mich optisch sehr an, jedoch waren die mit der doch recht hohen Flächenbelastung eher was für Piloten, die schon Turbinenerfahrung hatten. Da stieß ich gerade zur richtigen Zeit bei einer bekannten Kungelbörse im weltweiten Netzwerk auf einen F-15 Rohbau aus Balsa, welcher für 120,- EURONEN per finalem Mausklick den Besitzer wechselte. Das Modell war nach einem Bauplan gebaut und eigentlich für einen Impeller vorgesehen. Mein Ziel war es nun einen wirklichen low cost Flieger daraus zu bauen. Aus diesem Grund schied der Einbau von teuren Komponenten wie Schubrohr, Einziehfahrwerk oder etwa Digiservos von vorneherein aus, was nicht aber heißen soll, dass an der Sicherheit gespart wurde.
Bau:
Zunächst wurde die Flächensteckung bestehend aus Alu-Rundrohr und einem grauen Elektriker-Schutzrohr aus dem Baumarkt eingebaut. Beim genauen Bohren der Flächen verwendete ich einfach ein Stück des zu verbauenden Rohres, wobei ich am Ende die Stirnkanten durch einen Kegelsenker angespitzt hatte. Die Schneidkanten erzeugte ich durch einfaches Einsägen zweier Schlitze in die Stirnseite mit einer Metallbügelsäge. Das Rohr habe ich dann auf einen Bithalter gesteckt welchen ich mit Kreppband umklebt habe bis er klemmend passte. Angetrieben von meinem Akku-Schrauber drang der so gebaute Bohrer in die Balsa-Wurzelrippe und das dahinter liegende Styro wie in einen Butterberg ein und ließ sich exakt führen. Die anschließende Anprobe der Deltaflächen am Rumpf zeigte: Alles ist winkelig passend. Damit der Flieger nachher auch geradeaus fliegt, habe ich die Flächen noch einmal exakt Ausgerichtet, bevor die Führungsstifte angezeichnet und eingesetzt wurden. Dabei zeigte sich, dass die Flächenanformung links und recht am Rumpf an der Nasenleiste einen Höhenversatz von 5 mm hatte. Fatal, wenn man an dieser Stelle nicht pingelig wäre. Die restlichen Bauteile waren schnell angeklebt. Für den Innenausbau wurde der Hauptspant, welcher auch die Aufnahme des Tanks in Form einer Fantaflasche bildet, mit Hilfe einer Pappschablone angepasst. Der Spant dient gleichzeitig als Verstärkung für die Aufnahmen des Drahtfahrwerkes. Die Tailerons wurden auf Grund der vorliegenden Bauteile nicht wie bei der realen F-15 als Pendelleitwerk sondern in alter Modellbauersitte mit feststehender Dämpfungsflosse und anscharnierten Rudern ausgeführt. Die Flächen erfuhren durch Auflage einer 80er Glasgewebe-Matte eine Stärkungskur um Sie Jet-gemäß zu verstärken. Jetzt ging es an den Einbau der Komponenten die später, abgesehen vom ungeliebten Blei, den Schwerpunkt bestimmen sollten. Dabei legte ich die 700g Turbine ganz hinten in den Flieger wobei die Akkus ganz nach vorn in die Nase wanderten im den Schwerpunkt möglichst ohne Blei an die richtige Stelle zu hebeln. An einem Streifen Trimmblei welchen ich bei meinem letzten Besuch beim Reifenhändler eingesammelt hatte führte jedoch kein Weg vorbei. Als Servos verbaute ich Fünf Hitec HS-85 mit Metallgetriebe. Angelenkt sind Querruder, Tailerons und das Bugfahrwerk. Innen erhielt die F-15 einen dünnen, farblosen Lacküberzug, um das empfindliche Balsaholz vor eventuellem Kontakt mit Kerosin zu schützen. Der hintere Bereich um die Turbine herum erhielt einen Anstrich aus Ofenlack. Oberhalb der Turbine kam ein Lithoblech von der örtlichen Druckerei als Hitzeschutz zum Einsatz. Als Schutz vor Feuchtigkeit habe ich den ganzen Flieger dann von außen mit Autolack, der noch bei mir herumstand lackiert. Der ganze Bau vom Rohbau bis zum flugfertigen Modell hat schätzungsweise 35 Stunden gedauert. Abends vorm Fernseher wurde dann alles programmiert und von jedem Blickwinkel aus noch einmal genauestens überprüft.
Genügend Platz gibt es im Inneren des Rumpfes.
Fliegen
Der große Tag war gekommen - nun gab es kein Zurück mehr. Ich hatte meinen Vereinskollegen der zwei Straßen weiter wohnt gebeten als Helfer zu fungieren. Nach anfänglichem Zögern hat dieser bereitwillig zugesagt, nachdem er hörte es geht um den Erstflug meines neuen Turbinenmodells. Alles Nötige wurde eingeladen um zum nahe gelegenen Platz zu fahren: Helfer, Modell, Sender, Feuerlöscher, Kerosin und alles was man sonst noch so braucht. Nach Aufbau und Tanken des Modells wurde erst einmal der obligatorische Reichweitentest durchgeführt. Nach den ersten Rollversuchen gab es keine Argumente mehr nicht zu starten. Zwei Dinge hatte ich versucht mir von Anfang an einzuprägen. Zum Ersten das verzögerte Ansprechen der Turbine und Zweitens den Gashebel nur beim Start und bei Vollgaspassagen vorne stehen zu lassen. Nach einem letzten Rudercheck legte ich dann den besagten Throttle-Stick nach vorn. Nach etwa 50 Metern Rollstrecke war ich aber nicht mehr ganz mit der Grundrichtung des Modells einverstanden und brach den Start ab. Zwei lange Sekunden vergingen bis der Schub dann auf Idle zurückgeregelt war. Just in diesem Moment erreichte das Modell bereits die Platzgrenze. Am Ende unseres Platzes gibt es da noch eine kleine Schräge nach oben – quasi eine Modellflugzeugrampe die das Modell passierte und mit etwa 45 Grad nach oben schoss. Ich dachte nur „Sch…., das war’s dann wohl“. Sofort drückte ich und versuchte das Modell in einen leichten Sinkflug zu bringen was auch ohne Strömungsabriss funktionierte. Die Balsa F-15 setzte im hinter unserem Platz liegenden Acker so sanft auf, dass nicht einmal das Drahtfahrwerk verbogen war.
2. Erstflug
Nach gründlicher Inspektion der Maschine auf Schäden und Reinigung des Fahrwerks vom Schwarzen Ackerboden erfolgte dann der Zweite Erstflug. Jetzt war aus meinem ersten Merksatz: „Die Turbine spricht verzögert an“ folgende Regel geworden, die ich mir für den nächsten Versuch auferlegte: „Brich den Start sofort ab oder zieh es durch“. Dementsprechend achtete ich peinlichst darauf, dass das Modell seine Bahn behielt und zog nach etwa 60Metern Starstrecke am Höhenruder. Die F-15 flog. Nach einer Platzrunde plötzlich der Supergau – Turbinenabsteller. Auch jetzt ging der Puls rasant hoch. Wo landen? Schaff ich die Kurve noch? Hoffentlich reißt die Strömung nicht ab. Das waren die Fragen, die mir durch den Kopf schossen. Handzahm wie ein Trainer sackte die Maschine einfach durch, nahm die Fahrt heraus und landete sanft unweit von mir auf der Rasenpiste. Stärker wollte ich das Glück an diesem Tag nicht herausfordern. Obwohl ich noch keinen „Richtigen“ Erstflug an diesem Tag feiern konnte fuhr ich mit einem guten Gefühl nach Hause. Das Modell ist völlig unkritisch. Nach mehreren Telefonaten und Probeläufen stellte sich heraus, dass der der Turbinenabsteller durch eine falsche Verstärkerplatine des Drehzahlsensors hervorgerufen wurde. Bis heute ist mir schleierhaft, warum Murphy erst während des Fluges und nicht schon vorher bei den Probeläufen zugeschlagen hatte.
Noch ohne Fliegengitter vor den Einläufen gab es dennoch ein wenig Gras im Rumpf.
3. Erstflug
Mit neuer Verstärkerplatine für den Hall-Drehzahlsensor bestückt fuhr ich mit frisch geladenen Akkus zum Platz. Deutlich gelassener als beim ersten Termin startete ich das Modell. Bis auf einen Zacken Querrudertrimmung waren keine weiteren Trimmkorrekturen mehr notwendig. Die F-15 fliegt einfach absolut anfängertauglich. Speziell für Start und Landung habe ich die Ausschläge vergrößert, da ich bei den ersten Landungen mit der Höhe schon am Anschlag war. So ein Deltaflügler lässt sich wunderbar anstellen gerade zur Landung, was Lande- oder Bremsklappen überflüssig macht. Sobald die Fluggeschwindigkeit zu langsam wird erkennt man das ein einem stärkeren Sacken der Maschine. Mit 1,5 Liter Kerosin an Bord ist mit gemischtem Flugstil eine Flugzeit von etwa Acht Minuten drin. bei der Landung sind dann noch etwa 300 ml im Haupttank. Alles in allem ein rundum gelungenes Projekt. Als nächstes werde ich wohl den Flieger mit einem Smoker ausrüsten.
Dank der niedrigen Flächenbelastung ist die F-15 im Landeanflug handzahm.
Jetzt hat mich das Turbinenfieber endgültig gepackt. In der Zwischenzeit habe ich mir bereits eine gebrauchte Impeller F-86 zugelegt. Was da als Antrieb reinkommt ist unschwer zu erraten.
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